Tuesday, October 22, 2013

Und was sonst so geschah


3 weitere Wochen sind vergangen und so langsam stellt sich der Alltagstrott ein – das heißt so nahe man ihm hier wohl kommen kann. Trotz festem Arbeitsplan entspricht kein Tag dem Anderen. Der Leitspruch Experiments, meiner Entsendeorganisation, „Expect the Unexpected/Erwarte das Unerwartete“ – ist wohl die beste Einstellung, die man an den Tag legen kann. Sei es weil das Kind, mit dem man arbeiten sollte, gerade beim Arzt ist, Besuch von den Eltern hat oder auch einfach nicht aufzufinden ist, oder hingegen Firmen in den Hogar kommen um den Kindern eine Freude zu machen und eine Spende einzuweihen, oder doch eine Schulklasse auftaucht um mit den Kindern zu spielen – die Pläne werden mindestens einmal am Tag umgeworfen. Es wird also definitiv nie langweilig.


Am 26. und 27.09 fanden endlich unsere langgeplanten  „Salzteigbastelaktivitäten“ statt. Da wir in der einen Stunde, die uns mit den Kindern zur Verfügung steht, leider zeitlich nicht Salzteigfiguren formen, backen und anmalen können, hatten wir uns dafür entschieden, den Teig bereits vorab mit Lebensmittelfarben einzufärben. Klappt super! Die Kinder hatten definitiv ihren Spaß - wenn sich auch ab und zu fehlende Kreativität bemerkbar gemacht hat. Neben einigen Herzen, Wolken und Schnecken finden sich auch einige Kugeln. Wie originell. Aber gut, die „Tía Mamas“ freuen sich sicherlich auch über Salzteigkugeln.


28.09-05.10.2013 - 1 Woche im Süden
Bereits vor einigen Wochen, hatte mich Tía Julia gefragt, ob ich nicht Lust hätte im Oktober mit zu ihrer Familie in den Süden Chiles zu fahren. Sie wollte ihre 3 regulären freien Tage plus die durchgearbeiteten Feiertage dazu nutzen ihre Mutter, Geschwister und auch Kinder zu besuchen. Spontan sagte ich zu. Zwar wäre der Süden nicht unbedingt mein bevorzugtes Reiseziel gewesen, aber die Chance die chilenische Kultur durch eine Familie kennenzulernen wollte ich mir nicht entgehen lassen. Zugegebenermaßen hatte ich mich auch nicht unbedingt auf die Ernsthaftigkeit des Angebots verlassen. Es ist durchaus angebracht nicht jeden Plan und jede Verabredung für bare Münze zu nehmen. Erst recht nicht wenn sie weit in der Zukunft liegen! Sonst ist man letztendlich der oder die Einzige, der sich daran erinnert.
Direkt nach den Feiertagen kam Tía Julia allerdings auf mich zu und wollte wissen, ob ich denn immer noch Interesse daran hätte.  Sie hätte auch schon mit Tía Sole gesprochen. An 3 der 5 Arbeitstage seien sowieso nur Wanderungen geplant.
Villarica
So kam es dann also, dass ich Samstag abend mit gepackter Reisetasche, Tía Julia und ihrem Lebensgefährten erst einmal zu ihnen nach Hause gefahren bin. Hier wurde „once“ serviert, eine Mischung aus spätem Kaffeetrinken und frühem Abendbrot, bei dem oftmals Kuchen und Brot mit Kaffee oder Tee gegessen bzw. getrunken wird. Die älteste Tochter, der jüngste Sohn, sowie Enkelkind waren ebenfalls anwesend. Ganz typisch chilenisch lebt die halbe Familie zusammen. Wenn nicht unbedingt geheiratet wird, dann gerne auch bis 40 bei den Eltern. Das gleiche gilt selbstverständlich auch für Studenten. Da sich bereits das Studium extrem teuer ist, ist eine Wohnung oftmals einfach nicht mehr drin.

Malalhue
Von dort ging es also zur Busstation und per Nachtbus (21 Uhr Abfahrt) nach Malalhue, einem kleinen Dorf im Süden Chiles (Ankunft 7 Uhr). Der Reisebus schmieß uns mitten im Nirgendwo raus und mein erster Gedanke war: „Ich bin in Deutschland“. Die Ähnlichkeit der Landschaft ist verblüffend. Kein Wunder also, dass der Süden geprägt ist durch die deutschen Einwanderer, die Mitte des 19. Jahrhunderts kamen. Angelockt von den chilenischen Werbern ließen sie sich im, mit Ausnahme von einigen wenigen Mapucheindianern, kaum besiedelten Süden nieder. Selbst wenn man ans andere Ende der Welt auswandert, scheint man auf der Suche nach Vertrautem zu sein. In Valdivia wird daher auch das Bier „Kunstmann“ gebraut, massenweise „Kuchen“ (ja genauso heißt es auch im Spanischen, obwohl  das Wort sich auf Obstkuchen beschränkt) Mamorkuchen, Streuselkuchen oder auch Schwarzwälder Kirschtorte gebacken. Schlendert man durch die Straßen findet man des Öfteren deutsche Schulen oder auch mal eine deutsche Feuerwehrkompanie. Die Mehrheit der Chilenen ist absolut begeistert von ihrem Süden. Da gewesen oder nicht, alle schwärmen von der wunderschönen Natur, den Seen, dem Käse und dem Kuchen. Und bei der Erwähnung man selber sei Deutsche kommt fast immer der Kommentar, dass im Süden haufenweise Deutsche anzutreffen seien und man daher auf jeden Fall einen Abstecher dorthin machen müsse. Man geht ja schließlich nicht in ein anderes Land um mal etwas anderes als das bereits Bekannte zu sehen. Wie abwegig!

Abgesehen von Malalhue durfte ich also Valdivia, Panguipulli, Temuco und Villarica kennenlernen. Neben dem deutlichen deutschen Einfluss macht sich hier auch die große Anzahl der Mapuche bemerkbar. Bekannt sind die Mapuche für ihre Silberschmiedekunst, die Weberei (hierbei die besonderen Formen und Farben der Mapuche), Töpferei, Schnitzerei und das Steinmetzhandwerk.

Wenn mir auch der "kleine Süden" definitiv zu viel Ähnlichkeit mit Deutschland hatte, die Menschen, die kennenlernen durfte, haben die Reise auf jeden Fall großartig gemacht. Selten wurde ich so liebevoll aufgenommen.

Im Hogar fanden währenddessen 3 großes Wanderungen statt. Montag, Mittwoch und Freitag ging es für jeweils 25 Kinder auf Erkundungstour. Erst mmit dem Bus zum Startpunkt und dann in Begleitung einiger Tías zur Bezwingung verschiedener Hügel.







15.10.2013 - DISKO



Am Dienstag fand in der Turnhalle, die leider selten als diese genutzt wird, eine Kinderdisko statt. Eine Firma, die sich auf die Organisation von Partys spezialisiert hat, hatte angeboten einen Abend im Hogar für Unterhaltung zu sorgen. So hieß es also für alle Kinder extra schick machen und ab auf die Tanzfläche. 
Man kann defintiv nicht sagen, dass man mit Kinder keine Party machen kann!


16.10.2013

Mittwoch fand der Día del Profesor/ der Tag des Lehrers statt. Interessanterweise gibt es hier - wie bei uns Mutter- oder Vatertag - Tage für eigentlich alles. Und diese werden tatsächlich auch gefeiert! Tantentag, Onkeltag, Kindertag, Psychologentag sind nur einige wenige Beispiele. Sämtliche Kinder hatten am Mittwoch also nur bis circa 11 Uhr Schule und durften darauffolgend nach Hause gehen - während die Lehrer sich selbst feierten.

Und natürlich stieg auch bei uns eine Party! Also, eine Kleine…

Nachmittags trafen sich die Büro- sowie Bibliotheksbesatzung um in erster Linie Tía Sole, die Bibliothekschefin, zu feiern. Gleichzeitig ging es natürlich auch um uns alle, die in der Bibliothek arbeiten, da wir ja schließlich eine lehrerähnliche Rolle übernehmen :D

Hierbei scheinen es sich die Chilenen zum Motto gemacht zu haben, dass wenn man gerade keinen Grund zu feiern hat, sich lediglich einen schaffen muss. Denn Feiern kann man eigentlich alles! Bevor man in den Urlaub fährt, wenn man wiederkommt, den Anfang der Woche oder auch das Ende…. So wurde auch spontan beschlossen, dass definitiv ein „Freiwilligentag“ eingeführt werden müsse (dabei würde ich wetten, dass er bereits existiert und uns nur nicht bekannt ist). Zwar nicht landesweit, aber immerhin hogarweit werden wir uns dann vermutlich im Februar einfach mal selber feiern….


17.10.2013
Am Donnerstag ging es dann auf eine Wanderung – meine erste! Tía Sole, Tío Seba, Anni, Helen und ich unterwegs mit 22 Kindern. Zuerst fuhren wir mit einem Bus circa 2 Stunden zu einem Park nördlich Santiagos. Wobei die 2 Stunden eher ein Resultat fehlenden Orientierungssinnes, als aus der entsprechenden Distanz waren. Mit ein bisschen Verspätung wurden wir von 5 Freiwilligen empfangen. Die darauffolgenden Stunden lernten wir auf einer Führung durch den Park die Pflanzen der Zentralzone sowie nördlichen Zone Chiles kennen.  Sehr interessant und informativ - wenn man nicht unbedingt 6 Jahre alt ist und bei 30 Grad definitiv keine Lust auf Zuhören hat. Auch wenn die Parkführer es zumindestens versucht haben für die Kinder hierbei besondere Rücksicht auf die Sinne Gehör, Geruch, Geschmack und Tastsinn zu legen und so verschiedene Kräuter wie Minze probiert, Kakteen angepackt, und verschiedene Pflanzen am Geruch erkannt werden konnten, so wirklich auf Kinder waren sie wohl nicht vorbereitet. Entsprechend frustriert waren sie also als die Kinder so absolut nicht hören wollten und sich schon gar nicht bändigen ließen. Das hätten wir ihnen fast auch schon vorher sagen können....


Uuund die „deutsche Invasion“ geht weiter. Gestern ist Eva angekommen, die als vierte deutsche Freiwillige unser Team komplettieren wird. Bis Ende Januar ist unser Haus nun also voll belegt!