Letzte Woche sind endlich die beiden weiteren Freiwilligen
eingetroffen. Ursprünglich für Ende September, dann für letzten Montag
angekündigt, sind sie dann letzen Mittwoch tatsächlich eingetrudelt. Anni und
Helen aus Freiburg bleiben die nächsten 7 Monate hier und werden uns mit den
Kindern aushelfen. Da sie für einen Schüleraustausch bereits 3 Monate in Chile
waren, klappt auch das Spanisch super.
Letzten Donnerstag durfte ich dann mit Priya das erste Mal
zu einer Eltern-Lehrer-Konferenz in der Grundschule „de Lenguaje“ in Penaflor gehen. Definitiv
war es sehr interessant auch die Schulen von innen kennenzulernen. Das Treffen
an sich war leider weniger erfreulich. Circa 8 Eltern sowie Priya und Ich
durften sich eine halbe Stunde lang den ganzen Frust der Direktorin anhören. Die
ganze Zeit mussten wir uns anhören wie schlechte Eltern wir denn seien (Priya
und mich mal ausgenommen). Dabei bin ich definitiv auf Seiten der Lehrer, wenn
es darum geht, dass Kinder wegen eines Schnupfens nicht einfach 2 Wochen nicht
zur Schule gehen können, niemals Hausaufgaben haben oder einfach weil die
Eltern gerade etwas Besseres zu tun haben nicht zur Schule gehen. Eindrucksvoll
war die Rede definitiv. Dabei hat auch der Hogar sein Fett wegbekommen hatte („schön
und gut, dass die Kinder Hausaufgaben haben, aber niemand scheint die
nachzugucken“). Die Klage der Direktorin ist leider nicht ganz unberechtigt.
Zuständig für die Schulhausaufgaben sind nämlich die Tías der Häuser, in denen
die Kinder leben. Es kommt leider zu oft vor, dass sie die Aufgaben selber
nicht verstehen oder ihnen keine Bedeutung beimessen. Erst diese Woche kam
Conni, eines der Kinder mit denen ich täglich arbeite, mit ihren Schulaufgaben
zu mir. Eigentlich sollte dies nicht passieren, da diese in den Häusern zu
erledigen sind und wir zusätzliche Aufgaben haben, die wir mit ihnen in der
Bibliothek erledigen. Gelegentlich kommt es dann aber doch mal vor. Sie
erzählte mir also, dass die Hausaufgaben noch heute zu erledigen sein, da sie
nachmittags Schule habe. Anstatt der einen Stunde, die ich normalerweise mit
ihr arbeite, saßen wir also fast 3 Stunden zusammen an den Hausaufgaben. Die
hatte sie nämlich schon vor 4-5 Tagen aufbekommen und entsprechend viel war es.
Der Kommentar ihrer Tía dazu war einfach: „Mach dir keinen Stress. Ich schreibe
ihr eine Nachricht, dass sie keine Zeit für die Hausaufgaben hatte.“ Eine recht
einfache Lösung, wenn man bedenkt, dass es ihre Aufgabe ist darauf zu achten,
dass die Kinder Hausaufgaben machen und lernen, dass dies auch wichtig ist.
Wenn schon die Eltern oder in diesem Fall die Tías den Kinder erzählen, dass
sie ruhig ohne Hausaufgaben zur Schule gehen können, nur weil sie keine Lust
haben sich drum zu kümmern ist fehlende Arbeitsmoral wohl keine Überraschung.
Das traurige daran ist, dass Conni total gerne lernt. Jeden Tag freut sie sich,
wenn sie in die Bibliothek kommen darf um Aufgaben zu machen. Nach dem Vorfall
habe ich das Thema bei Tía Sole, meiner Chefin, zur Sprache gebracht, da es
mich einfach fürchterlich aufgeregt hat. Sie war absolut meiner Meinung und hat
nochmal mit der Tía gesprochen, dass sich diese Haltung ändern muss.
Hoffentlich hilft es war.
Nachdem also Donnerstag unser Kreativworkshop aufgrund des
Treffens in der Schule ausfallen musste, fand er Freitag dann aber statt. Mit
der jüngeren Gruppe haben wir einen Turmbau-Wettbewerb gemacht. Aus Müsli- und
Kekspappschachteln, Eisstielen und Papier sollte der höchste Turm gebaut
werden. Für die Gruppe mit dem höchsten Turm hatten wir einige
Belohungssüßigkeiten bereit gehalten. Am Ende des Wettbewerbs stand allerdings
irgendwie nur noch ein Turm. Unsere Mädchengruppe hielt leider wenig von
Zusammenarbeit und fand es immer wieder deutlich lustiger ihre Versuche zu zerstören.
Naja, Süßigkeiten gab es dann natürlich doch für alle. Wir sind ja nicht so :D
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Nach dem Workshop, den wir dieses Mal auf 15 Uhr vorverlegt
hatten, gab es eine kleine Überraschungsabschiedsparty für Priya in der
Bibliothek. Bei Tee, Kaffee, Chips und Keksen durfte Priya Tío Seba, Tía Patti,
Anni, Helen und mir von ihren Erfahrungen im Hogar erzählen. (Obwohl sie während ihrer drei Monate hier
viel gelernt hat, vor allem auch über sich selber, war sie definitiv froh,
gehen zu können. Abgesehen davon, dass sie während der Zeit hier mehr krank als
gesund war, musste sie feststellen, dass sie nicht die nötige Geduld für die
Arbeit mit den unruhigen Kindern hat.)
Danach ging es für mich zusammen mit Tía Vera zum Einkaufen
nach Penaflor. Die offizielle Abschiedsparty für Priya mit den Tías musste
schließlich vorbereitet werden. Gar keine so leichte Aufgabe! Schließlich
musste Priya mit ihrem empfindlichen Magen das Essen auch essen können. Dabei
muss man wissen, dass sie sich die letzten 2 Wochen hauptsächlich von gekochten
Äpfeln ernährt hat. Anstatt also typisch (frittierte!) Empanadas oder
Sopaipillas zu machen, gab es Hähnchenbrust, Kartoffeln und Tomate. Vorher Bier
mit Kondensmilch (gewöhnungsbedürftig aus meiner Sicht). Da die Feiern hier immer erst um 22 Uhr
anfangen, gab es das Abendessen erst gegen 24 Uhr.
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Bier mit Kondensmilch - Prost! |
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjA7UGpRYJW69sSqqVimyh66aIisKao3O3SeIDVF7oj_7dnMsTfn0nH-LeaP47x-a-gX4NAjK53LcoEbvPwpbEUVcqOHnrj31SucuvZD3rjm1xfIhS4DA7vuOK047oxuftaTbbN0oA0Zg/s400/IMAG4975.jpg) |
vorne: Helen, Anni, Tía Sole, Priya und Tía Fernanda |
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hinten: Tía Carmen, Tía Vera und Tía Julia |
Am Samstagabend gab es dann die dritte Abschiedsparty für
Priya - diesmal mit einem ihrer Freunde und uns vier Freiwilligen. Um 18 Uhr
sind Priya und ich also nach Santiago gefahren um noch einige Dinge zu
erledigen und durch die Mall zu schlendern (Priya musste unter anderem noch
Geld wechseln, da sie die nächsten 3 Wochen durch Peru, Argentinien und
Brasilien reisen wird bevor sie dann in die USA zurückfliegt). Danach haben
wir uns dann einen frischen Mango- bzw
Chirimoya-Saft gegönnt. (Chirimoya =
Rahm- oder Zuckerapfel). Sehr lecker! Weiter ging es in den
Patio Bellavista zum Abendessen und später zum Salsa Tanzen. Wir hatten sogar
unseren persönlichen Tanzlehrer dabei, da Freddie abgesehen von seinem
Jura-Studium, seinen Auftritten als Sänger & Tänzer, seiner Arbeit als
Verkäufer in einem Elektronikshop, auch noch als Tanz- und Sportlehrer in einem
Fitnessstudio arbeitet.
Sonntag habe ich mich nach einem stressigen Morgen mit Lea
in Santiago getroffen. Stressig, weil uns leider nicht bewusst war, dass von
Samstag auf Sonntag hier in Chile die Uhren umgestellt wurden. Sommerzeit! Ohne
Zeitung, ohne Fernsehen am Wochenende, ohne Hinweis von irgendwem und ohne
Handy, das sich automatisch umstellt haben wir es also erst festgestellt als
Tía Vera mittags zum Verabschieden von Priya hereingeschneit kam. Anstatt 12
Uhr, war es also schon 13 Uhr. Kein Problem, wenn ich mich nicht um 14 Uhr mit
Lea in Santiago hätte treffen sollen und
natürlich noch in Malloco saß. Naja, Lea hat es mir verziehen :D Und immerhin
war es noch früh genug für Priya, die am gleichen Tag ihren Bus Richtung Süden
Chiles nehmen musste.
Nachdem ich also mit etwas Verspätung in Santiago
eingetroffen war, haben Lea und ich den Cerro San Cristóbal erklommen. Okay,
ich gebe es zu. Wir haben den Aufzug genommen :D Der Berg ist mit 280m Höhe der
zweithöchste Punkt Santiagos und schön als Park gestaltet. Auf der Spitze steht
eine Statue der Jungfrau Maria. Lediglich den Berg runter sind wir gelaufen. Dies wurde uns aufgrund des Smogs auch empfohlen.
Die Aussicht vom Berg war auf jeden Fall traumhaft. Und das
Wetter war zudem klasse. Das erste Wochenende mit Sommerwetter!
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi44o7BaVPDw_LlendkuQHLPYhN2x5EnQxnxSowuScewkFQEDgoVVesRRYR2qpUfXmsy4e_rZStzFpaE8LGFkixUeN0qDl4s8CxlXMFwfbdPlX7gz-zGVj1AHieNfWqOTLQ336IZ0ETRA/s200/IMG_1132.JPG) |
Lea |
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgTlS3SOEi5-_mqHvfxoSFKH2RlJEho4B74LeqlrdJ5Sdntfs6huckvV4LI8Rh68RJ2v3wgvdOv4gHJA0GH7QuwK7zjuZmpgYoniMCKg6YZ-nK2M65PlGDO0hHALtp8UbBbS5IDDGELdA/s200/IMG_1139.JPG) |
Ich |
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh8g7aHYV4af12aUYwpQfhAWWsICJbOHtxoBQEMiHxgoE46TbLt_mCfqpdu6cjkD9jPKpG4Jdb1aA_lFg8wIwEX09m1Xzt4eTxPGhgxBBCGhoJz4AU3uJv3aHP0Mbs4FayjrMLx0hXvvg/s320/IMG_1142.JPG) |
die Marien - Statue |
Dienstagnachmittag bekamen wir mal wieder Besuch von einer
Schule aus der Umgebung. Regelmäßig kommen einige Klassen vorbei und machen
besondere Aktivitäten oder Spielen einfach nur mit den Kindern. 2 Stunden, die
ich super zum Vorbereiten der Englischklasse nutzen konnte. Ein Poster und
Handouts mit den Körperteilen mussten vorbereitet werden. Damit das Ganze auch
Spaß macht haben wir den Kindern diesmal das Lied „Head, shoulders, knees and
toes“ beigebracht. Ein paar lustige Fotos sind auf jeden Fall entstanden.
Danach hat Tía Sole mich dann spontan gefragt, ob ich bereit
wäre, 2-3 Mal die Woche in der Mittagspause Englischunterricht für die Tías zu
machen. Dabei soll es aber eher um nützliche Dialoge und Alltagsgespräche
gehen. Ende September oder Anfang Oktober werden also vermutlich mit den Englischstunden
anfangen. Mal gucken, ob mir etwas Gutes einfällt…
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgpNKMD1GL7xmPQF2VuwTPFGAVaYpPbhRTjiL6sJY52WF2KW_wD7l4Iymx25FHt2B16gk5QA8hdvRiMt0pIK4CeMaLCKjOCk48hEeQmUcgANycH8DWvJDdN3GCk33ESSXrNH49EHaMpgg/s200/IMG_1188.JPG) |
Helen am Singen |
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjpAqdSgp0G5mVhAFHjFI4EdfDxSMspWBRQQd4Rq9eOJrOSvgcaLgPmq_lWY5-xv6lR5r7ojvK-QiM3GM84yzEAgAj-5_NHrwq0UZN2w2a7kBYud34wK8-bcldks7EsEXDKJBAF03VthQ/s200/IMG_1190.JPG) |
Anni am Singen |
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhSIyWP-XMI_s1L1VCGOWekoqwZsVksDWU6Sqg07D3chUM64SPLnGquHVBLtyJoK26UGmKnY3eQ39G5gKtEMwxSZzTgWnfvfvbrWMwGiRFtqhsweJDpj8uu8IrZXcTaderMiLcgxLGjvg/s200/IMG_1200.JPG) |
Ich natürlich auch |
Mittwoch, den 11. September (Tag an dem Präsident Allende
gestürzt wurde & die Diktatur unter Pinochet vor 40 Jahren begann) war im
Allgemeinen ein ganz normaler Arbeitstag, den wir dann aber schon um 17 Uhr
beendet haben. Sämtliche Angestellten, die in Santiago leben, mussten nämlich
die letzten Busse nach Santiago bekommen. Wie bereits im vorherigen Artikel
geschrieben, wurde mit Ausschreitungen gerechnet. Daher fuhren die letzten
Buse, anstatt wie normalerweise bis 24 Uhr, lediglich bis 18 Uhr, die Metro
wurde angehalten und Geschäfte frühzeitig geschlossen. In Santiago wurde zudem
der Strom abgestellt. Wir wurden zwar auch gewarnt, dass es sein könnte, dass
auch Malloco ruhig gestellt würde, aber anscheinend hatten wir Glück. Wir
hatten Strom und haben, abgesehen von Polizeisirnenen, eigentlich nichts
mitbekommen. In Santiago hingegen sind einige Demonstrationen ausgeartet, Läden
wurden verwüstet, Objekte angezündet, Schüsse abgefeuert und die Polizei musste
mit Tränengas eingreifen. Ziemlich traurig.
Donnerstag und Freitag konzentrierte sich unsere Arbeit dann
auf die Vorbereitung des Nationalfeiertag, der am 18.09, sprich nächste Woche Mittwoch stattfinden wird. Daher muss selbstverständlich der ganze Hogar in den Farben Chiles geschmückt werden - rot, blau und weiß. Details gibt es dann nächste Woche.
Ciao ciao!