Sunday, September 15, 2013

Der 1. Monat im Hogar – Es kommt Leben ins Haus

Letzte Woche sind endlich die beiden weiteren Freiwilligen eingetroffen. Ursprünglich für Ende September, dann für letzten Montag angekündigt, sind sie dann letzen Mittwoch tatsächlich eingetrudelt. Anni und Helen aus Freiburg bleiben die nächsten 7 Monate hier und werden uns mit den Kindern aushelfen. Da sie für einen Schüleraustausch bereits 3 Monate in Chile waren, klappt auch das Spanisch super.

Letzten Donnerstag durfte ich dann mit Priya das erste Mal zu einer Eltern-Lehrer-Konferenz in der Grundschule „de Lenguaje“ in Penaflor gehen. Definitiv war es sehr interessant auch die Schulen von innen kennenzulernen. Das Treffen an sich war leider weniger erfreulich. Circa 8 Eltern sowie Priya und Ich durften sich eine halbe Stunde lang den ganzen Frust der Direktorin anhören. Die ganze Zeit mussten wir uns anhören wie schlechte Eltern wir denn seien (Priya und mich mal ausgenommen). Dabei bin ich definitiv auf Seiten der Lehrer, wenn es darum geht, dass Kinder wegen eines Schnupfens nicht einfach 2 Wochen nicht zur Schule gehen können, niemals Hausaufgaben haben oder einfach weil die Eltern gerade etwas Besseres zu tun haben nicht zur Schule gehen. Eindrucksvoll war die Rede definitiv. Dabei hat auch der Hogar sein Fett wegbekommen hatte („schön und gut, dass die Kinder Hausaufgaben haben, aber niemand scheint die nachzugucken“). Die Klage der Direktorin ist leider nicht ganz unberechtigt. Zuständig für die Schulhausaufgaben sind nämlich die Tías der Häuser, in denen die Kinder leben. Es kommt leider zu oft vor, dass sie die Aufgaben selber nicht verstehen oder ihnen keine Bedeutung beimessen. Erst diese Woche kam Conni, eines der Kinder mit denen ich täglich arbeite, mit ihren Schulaufgaben zu mir. Eigentlich sollte dies nicht passieren, da diese in den Häusern zu erledigen sind und wir zusätzliche Aufgaben haben, die wir mit ihnen in der Bibliothek erledigen. Gelegentlich kommt es dann aber doch mal vor. Sie erzählte mir also, dass die Hausaufgaben noch heute zu erledigen sein, da sie nachmittags Schule habe. Anstatt der einen Stunde, die ich normalerweise mit ihr arbeite, saßen wir also fast 3 Stunden zusammen an den Hausaufgaben. Die hatte sie nämlich schon vor 4-5 Tagen aufbekommen und entsprechend viel war es. Der Kommentar ihrer Tía dazu war einfach: „Mach dir keinen Stress. Ich schreibe ihr eine Nachricht, dass sie keine Zeit für die Hausaufgaben hatte.“ Eine recht einfache Lösung, wenn man bedenkt, dass es ihre Aufgabe ist darauf zu achten, dass die Kinder Hausaufgaben machen und lernen, dass dies auch wichtig ist. Wenn schon die Eltern oder in diesem Fall die Tías den Kinder erzählen, dass sie ruhig ohne Hausaufgaben zur Schule gehen können, nur weil sie keine Lust haben sich drum zu kümmern ist fehlende Arbeitsmoral wohl keine Überraschung. Das traurige daran ist, dass Conni total gerne lernt. Jeden Tag freut sie sich, wenn sie in die Bibliothek kommen darf um Aufgaben zu machen. Nach dem Vorfall habe ich das Thema bei Tía Sole, meiner Chefin, zur Sprache gebracht, da es mich einfach fürchterlich aufgeregt hat. Sie war absolut meiner Meinung und hat nochmal mit der Tía gesprochen, dass sich diese Haltung ändern muss. Hoffentlich hilft es war. 

Nachdem also Donnerstag unser Kreativworkshop aufgrund des Treffens in der Schule ausfallen musste, fand er Freitag dann aber statt. Mit der jüngeren Gruppe haben wir einen Turmbau-Wettbewerb gemacht. Aus Müsli- und Kekspappschachteln, Eisstielen und Papier sollte der höchste Turm gebaut werden. Für die Gruppe mit dem höchsten Turm hatten wir einige Belohungssüßigkeiten bereit gehalten. Am Ende des Wettbewerbs stand allerdings irgendwie nur noch ein Turm. Unsere Mädchengruppe hielt leider wenig von Zusammenarbeit und fand es immer wieder deutlich lustiger ihre Versuche zu zerstören.
Naja, Süßigkeiten gab es dann natürlich doch für alle. Wir sind ja nicht so :D







Nach dem Workshop, den wir dieses Mal auf 15 Uhr vorverlegt hatten, gab es eine kleine Überraschungsabschiedsparty für Priya in der Bibliothek. Bei Tee, Kaffee, Chips und Keksen durfte Priya Tío Seba, Tía Patti, Anni, Helen und mir von ihren Erfahrungen im Hogar erzählen. (Obwohl sie während ihrer drei Monate hier viel gelernt hat, vor allem auch über sich selber, war sie definitiv froh, gehen zu können. Abgesehen davon, dass sie während der Zeit hier mehr krank als gesund war, musste sie feststellen, dass sie nicht die nötige Geduld für die Arbeit mit den unruhigen Kindern hat.) 

Danach ging es für mich zusammen mit Tía Vera zum Einkaufen nach Penaflor. Die offizielle Abschiedsparty für Priya mit den Tías musste schließlich vorbereitet werden. Gar keine so leichte Aufgabe! Schließlich musste Priya mit ihrem empfindlichen Magen das Essen auch essen können. Dabei muss man wissen, dass sie sich die letzten 2 Wochen hauptsächlich von gekochten Äpfeln ernährt hat. Anstatt also typisch (frittierte!) Empanadas oder Sopaipillas zu machen, gab es Hähnchenbrust, Kartoffeln und Tomate. Vorher Bier mit Kondensmilch (gewöhnungsbedürftig aus meiner Sicht).  Da die Feiern hier immer erst um 22 Uhr anfangen, gab es das Abendessen erst gegen 24 Uhr.

Bier mit Kondensmilch - Prost!

vorne: Helen, Anni, Tía Sole, Priya und Tía Fernanda

hinten: Tía Carmen, Tía Vera und Tía Julia


Am Samstagabend gab es dann die dritte Abschiedsparty für Priya - diesmal mit einem ihrer Freunde und uns vier Freiwilligen. Um 18 Uhr sind Priya und ich also nach Santiago gefahren um noch einige Dinge zu erledigen und durch die Mall zu schlendern (Priya musste unter anderem noch Geld wechseln, da sie die nächsten 3 Wochen durch Peru, Argentinien und Brasilien reisen wird bevor sie dann in die USA zurückfliegt). Danach haben wir uns dann einen frischen Mango-  bzw Chirimoya-Saft  gegönnt. (Chirimoya = Rahm- oder Zuckerapfel). Sehr lecker! Weiter ging es in den Patio Bellavista zum Abendessen und später zum Salsa Tanzen. Wir hatten sogar unseren persönlichen Tanzlehrer dabei, da Freddie abgesehen von seinem Jura-Studium, seinen Auftritten als Sänger & Tänzer, seiner Arbeit als Verkäufer in einem Elektronikshop, auch noch als Tanz- und Sportlehrer in einem Fitnessstudio arbeitet.

Sonntag habe ich mich nach einem stressigen Morgen mit Lea in Santiago getroffen. Stressig, weil uns leider nicht bewusst war, dass von Samstag auf Sonntag hier in Chile die Uhren umgestellt wurden. Sommerzeit! Ohne Zeitung, ohne Fernsehen am Wochenende, ohne Hinweis von irgendwem und ohne Handy, das sich automatisch umstellt haben wir es also erst festgestellt als Tía Vera mittags zum Verabschieden von Priya hereingeschneit kam. Anstatt 12 Uhr, war es also schon 13 Uhr. Kein Problem, wenn ich mich nicht um 14 Uhr mit Lea  in Santiago hätte treffen sollen und natürlich noch in Malloco saß. Naja, Lea hat es mir verziehen :D Und immerhin war es noch früh genug für Priya, die am gleichen Tag ihren Bus Richtung Süden Chiles nehmen musste.
Nachdem ich also mit etwas Verspätung in Santiago eingetroffen war, haben Lea und ich den Cerro San Cristóbal erklommen. Okay, ich gebe es zu. Wir haben den Aufzug genommen :D Der Berg ist mit 280m Höhe der zweithöchste Punkt Santiagos und schön als Park gestaltet. Auf der Spitze steht eine Statue der Jungfrau Maria. Lediglich den Berg runter sind wir gelaufen. Dies wurde uns aufgrund des Smogs auch empfohlen.
Die Aussicht vom Berg war auf jeden Fall traumhaft. Und das Wetter war zudem klasse. Das erste Wochenende mit Sommerwetter!

Lea
Ich



die Marien - Statue





Dienstagnachmittag bekamen wir mal wieder Besuch von einer Schule aus der Umgebung. Regelmäßig kommen einige Klassen vorbei und machen besondere Aktivitäten oder Spielen einfach nur mit den Kindern. 2 Stunden, die ich super zum Vorbereiten der Englischklasse nutzen konnte. Ein Poster und Handouts mit den Körperteilen mussten vorbereitet werden. Damit das Ganze auch Spaß macht haben wir den Kindern diesmal das Lied „Head, shoulders, knees and toes“ beigebracht. Ein paar lustige Fotos sind auf jeden Fall entstanden.
Danach hat Tía Sole mich dann spontan gefragt, ob ich bereit wäre, 2-3 Mal die Woche in der Mittagspause Englischunterricht für die Tías zu machen. Dabei soll es aber eher um nützliche Dialoge und Alltagsgespräche gehen. Ende September oder Anfang Oktober werden also vermutlich mit den Englischstunden anfangen. Mal gucken, ob mir etwas Gutes einfällt…

Helen am Singen
Anni am Singen
Ich natürlich auch



Mittwoch, den 11. September (Tag an dem Präsident Allende gestürzt wurde & die Diktatur unter Pinochet vor 40 Jahren begann) war im Allgemeinen ein ganz normaler Arbeitstag, den wir dann aber schon um 17 Uhr beendet haben. Sämtliche Angestellten, die in Santiago leben, mussten nämlich die letzten Busse nach Santiago bekommen. Wie bereits im vorherigen Artikel geschrieben, wurde mit Ausschreitungen gerechnet. Daher fuhren die letzten Buse, anstatt wie normalerweise bis 24 Uhr, lediglich bis 18 Uhr, die Metro wurde angehalten und Geschäfte frühzeitig geschlossen. In Santiago wurde zudem der Strom abgestellt. Wir wurden zwar auch gewarnt, dass es sein könnte, dass auch Malloco ruhig gestellt würde, aber anscheinend hatten wir Glück. Wir hatten Strom und haben, abgesehen von Polizeisirnenen, eigentlich nichts mitbekommen. In Santiago hingegen sind einige Demonstrationen ausgeartet, Läden wurden verwüstet, Objekte angezündet, Schüsse abgefeuert und die Polizei musste mit Tränengas eingreifen. Ziemlich traurig.

Donnerstag und Freitag konzentrierte sich unsere Arbeit dann auf die Vorbereitung des Nationalfeiertag, der am 18.09, sprich nächste Woche Mittwoch stattfinden wird. Daher muss selbstverständlich der ganze Hogar in den Farben Chiles geschmückt werden - rot, blau und weiß. Details gibt es dann nächste Woche.

Ciao ciao!


No comments:

Post a Comment