Weihnachtszeit im Kinderheim - Imagepflege und soziale Verantwortung
Die Adventszeit ist da, Weihnachten rückt immer näher und die Unternehmen werden langsam wach. Weihnachtszeit - die Zeit der Nächstenliebe. Da muss man wieder seine soziale Verantwortung wahrnehmen...
Eine Woche vor Novemberende ging es also los. Bei der
morgendlichen Tee-Besprechungsrunde lag der Aktivitäten-Kalender auf dem Tisch.
Während die letzten vier Monate ab und zu mal eine Schulklasse zur
Kinderbelustigung vorbeikam, tummeln sich
in den Wochen vor Weihnachten Unternehmen über Unternehmen, die
Süßigkeiten herankarren, Weihnachtsmann spielen und die Kinderbelustigung übernehmen. 4-5 Termine pro
Woche stehen an.
So hatten also schon Mitte/Ende November die ersten
Unternehmen den Weihnachtsmann im Schlepptau. Während sich die Kinder im
Innenhof versammelten und die Aufregung und (ja!) Hitze mit einem Eis bekämpft
wurde, schlüpfte einer der Mitarbeiter der Firma in unserer Bibliothek schnell in ein
Weihnachtsmannkostüm. Kaum vor der Tür gingen der Ansturm und das Geschenkeverteilen
auch schon los. Mit 80 Kindern!
So oder ähnlich sah es in den letzten Wochen fast jeden Tag aus.
Popcorn, Zuckerwatte, Hüpfburgen, Geschenke und Unmengen an Süßigkeiten.
Chilenische mittelständische Unternehmen, internationale
Riesen oder die freiwillige Feuerwehr.. momentan geben sich hier alle die
Klinke in die Hand.
Für die Kinder ist es eine nette Abwechslung. Auch wenn der Spuk dann am 23.12 schon wieder schlagartig aufhört.
Hört sich alles super
an. Und im Allgemeinen ist es das natürlich auch. Dennoch gibt es leider auch hierbei ein paar Punkte die besser sein koennten.
Schade ist zum Beispiel,
dass die Unternehmen etwas an den Bedürfnissen des Kinderheims vorbeizielen.
Unterhaltung und Geschenke –
super für die Kinder. Haufenweise Süßigkeiten – nicht. Und dabei bin ich
keineswegs der Meinung, dass Kinder keine Süßigkeiten essen sollten. Es gibt
nur leider viele Dinge die hier fehlen, nur Süßigkeiten nicht. Kiloweise Chips und Kekse bekommen wir nämlich wöchentlich neu angeliefert.
Für gutes Mitarbeiten, fürs Sportmachen, ja fürs mal nicht allzu schlecht Aufführen
gibt es als Belohnung…Süßigkeiten. Und dann handelt es sich nicht um einen
Keks, nein, dann bekommt der der 4-Jährige gleich die ganze Chips oder Kekstüte
in die Hand gedrückt. Und das ist die Alltagssituation. Jetzt kommen allerdings
jeden Tag noch Unternehmen. Neben Eis, Zuckerwatte und Popcorn gibt es für jedes
Kind eine Tüte voll Schokolade, Kekse, Chips und Bonbons.
Obst und Gemüse gibt es hingegen
so gut wie gar nicht. Ab und zu grüne Salatblätter. Obst… naja wenn gerade mal mehr Geld
da ist, alle 2 Wochen einen Apfel pro Kind.
Und es geht natuerlich nicht allen primär um die Kinder.
Imagepflege
– gut und schön. Wenn die Unternehmen wirklich etwas für die Kinder auf die
Beine stellen und am Ende des Tages die Fotos von der Veranstaltung auf ihrer
Homepage veröffentlichen ist daran ja gar nichts auszusetzen. Schade ist es
dann nur wenn sich ein multinationales Unternehmen wie Starbucks anmeldet, mehrere Stunden zu spät kommt, die Muffins so
oft zerteilt werden wie nur möglich und der Kakao gerade eben den Boden der Tassen bedeckt. Aber die Fotos, die
auf der Homepage oder sonst wo landen werden, sehen bestimmt super aus!
Und ansonsten…
Weihnachtsstimmung? Nicht so richtig!
Da fehlen definitiv kaltes Wetter, Weihnachtsmärkte,
Glühwein und Weihnachtsplätzchen.
Weihnachtsmusik bei 30 Grad und amerikanisch-weihnachtlich
geschmückte Malls schaffen da definitiv keine Abhilfe. Aber was soll‘s.
Unsere momentan Kleinste - 1 Monat alt |
Weihnachten, Weihnachten
Ja, Weihnachten gibt
es also auch in Chile. Welch Überraschung in einem Land in dem circa 63 Prozent der
Bevölkerung der katholischen Kirche und immerhin 15 Prozent der Protestantischen
angehören.
Und abgesehen vom
Wetter gibt es auch keine allzu großen Unterschiede.
Es kommt ebenfalls der Weihnachtsmann (traditionell
gekleidet in rot mit Fellmantel, dicken Stiefeln und Mütze). Dass Badehose und
Schwimmreifen bei über 30 Grad deutlich angebrachter wären und der Arme
vermutlich einen Hitzschlag bekommt, wird dabei geflissentlich übergangen.
Eine chilenische Besonderheit ist zudem sein Name. Während
der Weihnachtsmann im Rest der spanischsprachigen Welt als Papá Noel, Santa Claus oder San Nicolás bekannt ist, bringt
in Chile der „viejito pascuero“ die Geschenke. Und anstatt „Feliz Navidad“
wünscht man sich oftmals auch ein „Feliz Pascua“. Pascua heißt, wie alle Spanischkenner gemerkt haben werden, Ostern und nicht Weihnachten.
Da koennte man sich glatt die Frage stellen, was hier in der Geschichte verwechselt worden ist...
Bis jetzt konnte mir leider auch noch niemand die Frage wirklich beantworten. Aber mal sehen. Vielleicht findet sich ja noch jemand.
Heiligabend ist ebenfalls genau wie in Deutschland. Traditionell geht man in die Messe, es gibt ein Weihnachtsessen und am 24.12 abends die Geschenke.
Heiligabend ist ebenfalls genau wie in Deutschland. Traditionell geht man in die Messe, es gibt ein Weihnachtsessen und am 24.12 abends die Geschenke.
Was es nicht gibt:
Adventskränze
Adventskalender
Nikolaus
Weihnachtskekse
Schnee
Ausstechformen für
Plätzchen
Gluehwein
Gluehwein
Stattdessen gibt es natuerlich einige andere Dinge. Das traditionelle weihnachtliche Gebäck ist „Pan de Pascua“
(Osterbrot/Weihnachtsbrot). Dabei handelt es sich um einen Gewürzkuchen mit getrockneten Früchten und Nuessen. Getrunken wird dazu „Cola de Mono“(Affenschwanz- nicht wörtlich zu nehmen). Dies ist ein Kaffee-Sahne Getränk mit Schnaps.
Damit also ein
Feliz Pascua - Fröhliche Weihnachten
von ganz Koinomadelfia