Bereits am 17.11.2013
fanden die Präsidentschaftswahlen in Chile statt. Zu übersehen war dies im
ganzen Land nicht. Sämtliche Laternen- und Strommäste, Mauern und freien Plätze
sind seit Wochen mit den übergroßen und absolut unchilenischen Gesichtern
Michelle Bachelets und Evelyn Mattheis zugekleistert. Die Favorisierung und
Gesinnung des jeweiligen Straßenzugs lässt sich dabei nur zu gut am
unerklärlichen Verschwinden der gegnerischen Wahlplakate erkennen. Und auch im
Fernsehen fehlen die Werbespots der Kandidaten natürlich nicht.
Am 17.11.2013 traten 9 Kandidaten zur Präsidentschaftswahl an.
Unter ihnen Michele Bachlet (des Mitte-Links Parteienbündnises "Nueva Mayoría"),
Evelyn Matthei (des konservativen Parteibündnisses "Alianza por Chile"), Enriquez Ominami (Linkes Fortschrittsbündnis PRO) und
Franco Parisi (unabhängiger Kandidat des rechten Bündnisses).
Bei einer Wahlbeteiligung von 49% erhielten Michele Bachelet
46,74% und Evelyn Matthei 25,02% aller Stimmen. Dabei war diese Wahl etwas ganz
Besonderes: zum ersten Mal bestand keine obligatorische Wahlpflicht. Bis zu diesem Jahre standen beim Nichtwählen
Geldstrafen an.
Mangels absoluter Mehrheit im ersten Wahlgang fanden nun
gestern am 15.12.2013 die Stichwahlen in
Chile statt. Trotz absolut verstopfter Straßen gingen lediglich 5,2 Millionen
von 13,5 Millionen Wahlberechtigten zu den Urnen. Dies sind gerade mal 40%.
Gewonnen hat die Wahl mit 62,1% Michele Bachelet, die 62-Jährige Sozialistin
und Kandidatin der Koalition „Nueva Mayoría“. Sie war bereits 2006 bis 2010 die
erste Staatspräsidentin Chiles bis sie vom momentanen konservativen Präsidenten
Sebastián Piñera abgelöst wurde. Evelyn Matthei erhielt lediglich 37,8% der
Stimmen.
Ab März 2014 hat Michele nun also vier Jahre den Kampf gegen
die soziale Ungleichheit fortzuführen. Zu ihren Hauptwahlversprechen gehören
der Umbau des Bildungswesens, eine Steuerreform und eine neue Verfassung.
Bildung ist
extrem teuer. Chile hat in Relation zum Einkommen die höchsten Studiengebühren der
Welt. Universitäten kosten bis zu 5000€ im Jahr. Der chilenische Mindestlohn
liegt bei circa 315€. Bei bis zu 5 Jahren Studium können sich dies viele nicht
leisten. Auch wenn es einige Stipendienprogramme gibt und die Studienkredite
niedrig verzinst sind verschulden sich Immatrikulierte und ihre Familien
jahrelang. Deswegen protestieren die chilenischen Studenten nun schon seit über
2,5 Jahren für kostenlose Bildung. Aufsehen erregte nicht nur die massive
Gewalt mit der die Polizei gegen Demonstranten vorging, sondern auch
Ausschreitungen seitens der Studenten.
Das momentane Bildungssystem stammt noch aus der
Diktaturzeit Pinochets die 1973 ihren Anfang nahm. Dieser führte ein radikal neoliberales Wirtschaftssystem ein
und privatisierte unter anderem das Bildung- und auch das Gesundheitssystem. So
ist heute leider der Zugang nicht nur zur Bildung, sondern auch zu guter medizinischer
Versorgung extrem teuer.
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