Das Jahr neigt sich dem Ende zu!
Hier in Chile beginnen Ende diese Woche für die ersten
Kinder die Sommerferien. Das bedeutet nicht nur 3 Monate Ausspannen von der
Schule, sondern auch viele Abschiede und Neuankünfte hier im Kinderheim.
Während natürlich im Laufe des Jahres immer wieder Kinder in Adoption gehen und
auch neue Kinder entweder aus anderen Kinderheimen oder direkt aus den Familien
zu uns kommen, gibt es für einige Kinder
am Ende des Jahres die Möglichkeit zu ihrer leiblichen Familie zurückzukehren.
Die Freunde und Aufregung dieser Kinder lässt sich quasi mit Händen greifen!
Im Allgemeinen gibt es drei Möglichkeiten, wie die Zukunft
der Kinder aussehen kann: die Familienannäherung, die Adoption und die Patenschaften.
Familienannäherung
– Acercamiento Familiar
Die mit Abstand erfreulichste Lösung für die Kinder ist die
Rückkehr zu ihren Familien. Circa 15 Kinder
warten hier momentan darauf wieder mit ihren Verwandten leben zu dürfen.
Dabei handelt sich nicht unbedingt um die Eltern, sondern häufig um Großeltern oder
Tanten und Onkels, die die Vormundschaft für die Kinder zugesprochen bekommen.
Der Prozess der Familienannäherung ist, wie das Wort bereits
suggeriert, ein langer.
Nach gerichtlicher Zustimmung müssen sich die
Familienmitglieder bereit erklären über mehrere Monate hinweg wöchentlich mit
den Psychologen des Kinderheims zu arbeiten. Daraufhin folgen Treffen mit den
Kindern im Kinderheim. Während das Areal des Kinderheims dafür viel Raum sowie
gute Möglichkeiten zum Spielen oder Picknicken bietet, kann hierbei zudem der
Umgang mit den Kindern beobachtet werden. Gegen Ende des Prozesses ist es den
Kindern des Weiteren gestattet die Wochenenden mit ihrer Familie zu verbringen.
Es ist kaum in Worte zu fassen wie die Kinder schon Tage vorher voller
Vorfreude fragen, wie lange es denn nun noch dauere bis seine/ihre Eltern kämen
und dann am entsprechenden Tag im Hof stehen und auf ihre Eltern warten.
Umso trauriger ist es diese Kinder enttäuscht zu sehen. Zu
oft kommt es vor, dass Eltern einfach nicht
auftauchen, nie mehr etwas von sich hören lassen und ihre Kinder
scheinbar vergessen haben.
Jorge z.B. lebt hier im Kinderheim und hat
quasi keine Familie mehr. Der Vater darf ihn nicht besuchen, weil er ihn
vergewaltigt hat, von der Mutter fehlt jede Spur, und sein Großvater ist zu alt
um ihn zu sich zu nehmen oder ihn auch nur mal zu besuchen.
Wie
schnell sich zudem die Pläne ändern können zeigt ein aktueller Fall von 5
Geschwistern im Alter von 3 bis 13 Jahren. Ihre Mutter hatte vor einigen Monaten
beschlossen ihr Leben zu regeln und den Prozess der Familiennäherung einzuleiten.
Nach regelmäßigen Treffen mit den Psychologen und mit ihren Kindern im
Kinderheim, durften die Kinder die letzten Wochenenden bei ihr zu Hause
verbringen. Eigentlich war für Ende des
Jahres die endgültige Rückkehr zu den Eltern geplant. Dies wurde jetzt
kurzfristig abgesagt, da die Mutter unter anderem die letzten Wochen nicht mehr
aufzufinden war. Für die Kinder gibt es absolut nichts Schlimmeres!
Dennoch geht es jetzt am Ende des Jahres für einige Kinder
zurück zu ihren Familien. Passend zum
Beginn des neuen Schuljahres wechseln sie ihren Wohnort. Ihre Plätze müssen
allerdings zunächst hier freigehalten werden. Es kommt leider immer wieder vor,
dass Kinder aufgrund von neuen Vorkommnissen oder Rückfällen der Eltern (zu
Alkohol, Drogen oder
der Kriminalität) zurückkehren.
Adoption
Eine weitere Lösung, die angestrebt wird wenn eine
Familienzusammenführung nicht mehr in Frage kommt , ist die Adoption. Die Adoptionen, die sowohl auf nationalem
Level als auch auf internationalem Level stattfinden, laufen dabei allesamt
über die staatliche Organisation Sename. Sie ist zugehörig zum
Justizministerium und koordiniert sämtliche Angelegenheiten der Kinder, die per
Gerichtsbeschluss nicht mehr bei ihren Eltern leben können. Nachdem die Kinder
also bereit sind sich auf neue Eltern einzulassen und von Sename freigegeben
worden sind, geht die Suche nach Adoptiveltern los. Wurden diese gefunden, geht
es mit der psychologischen Vorbereitung der Kinder weiter. Per Fotos lernen sie
ihre neue Familie, ihr neues Zuhause und eventuell ihr neues Land kennen. Nach
Abschluss der monatelangen Vorbereitung findet bei uns im Kinderheim ein erstes
Zusammentreffen mit den neuen Eltern statt. 2 weitere Tage müssen die Kinder
noch im Kinderheim bleiben bis sie zusammen mit ihren neuen Eltern in eine
Wohnung in Santiago ziehen können. Dort müssen die nächsten 4 Wochen zusammen
verbracht werden bis die Ausreise offiziell erlaubt ist.
Vor kurzem hatten wir das Glück 2 Brüder
verabschieden zu dürfen. Manuel und José (Namen geändert) trafen Mitte November
zum ersten Mal ihre neuen Eltern. Zur feierlichen Begrüßung hieß es für uns
Freiwillige erst einmal fleißig Blumendeko basteln und daraufhin den
Empfangsraum mit Blumen, Möbeln und Knabbersachen herzurichten. Die Eltern
wurden von Manuel und José mit Küsschen, Umarmung und einem „Ich liebe dich,
Mami“ begrüßt. Da waren auch direkt die Sprachbarrieren vergessen. Für die
Beiden geht es nämlich nach Italien. Besonders schön ist hierbei nicht nur,
dass die beiden Geschwister nun zusammen bleiben dürfen, (meistens wird nur
eine Adoption innerhalb des gleichen Landes garantiert, nicht aber dieselbe
Familie) sondern auch, dass obwohl Manuel mit 6 Jahren das Adoptionsalter
bereits überschritten hatte, er nun doch eine neue Familie gefunden hat.
Patenschaften
In der Regel endet das adoptionsfähige Alter mit 5 Jahren.
Für alle Kinder, die dieses Alter überschritten haben, werden daher
Patenschaften angestrebt. Gleiches gilt natürlich auch für die Kinder, die
keinen Besuch von der Verwandtschaft bekommen, und dennoch nicht zur Adoption
freigegeben sind. Als Ersatz kommen Paten. Dies sind Ehepaare, die die Kinder
besuchen, mit ihnen spielen, reden oder auch Ausflüge machen.
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