Friday, March 21, 2014

Karies, Baktus und der Umweltschutz - Zukunftsprojekte



In den letzten Wochen konnten wir Freiwilligen endlich zwei Probleme hier im Kinderheim angehen, die uns schon seit langem aufgefallen sind.

Zum Einen: die Zahnpflege
Egal welches Kind man sich unter den momentanen 80 Heimkindern sucht, man findet kein einziges ohne Karies… Und das regelmäßige Klagen: „Tia, mein Zahn tut weh“ ist überraschend wenig wenn man mal einen Blick in den Mund wirft. Die Zähne sind schwarz. Karies findet man sogar auf der Vorderseite des Zahns. Schon allein das Angucken verursacht Schmerzen.  
Zahnbürsten sich zwar für jedes Kind vorhanden, aber die Tía Mamas, die Frauen die die Kinder rund um die Uhr betreuen und erziehen, haben am Ende des Tages wohl einfach keine Lust mehr bei jedem Kind sich auch noch um das Zähneputzen zu kümmern.
Dass die Kinder hier jeden Tag kiloweise Süßigkeiten konsumieren, verstärkt die Problematik natürlich noch.

Taller del cepillado de dientes – der Zahnputz-Workshop
Schnell waren wir uns einig, dass dies ein wirklich guter Ansatzpunkt für einen Workshop mit den Kindern sei und fingen an, uns zu überlegen wie man Zähneputzen interessant gestalten könnte. Bewaffnet mit neuen Zahnbürsten, Zahnpasta, lustiger Zahnputzmusik und einigen Plakaten ging es also von Haus zu Haus.
Gut oder schlecht für die Zähne?
Mit je einem Haus, also 8 Kindern, erarbeiteten wir mit Hilfe von Zeichnungen sowohl die Lebensmittel, die gut für die Zähne sind, also auch diejenigen die die Zähne schädigen und besprachen dann die richtige Zahnputztechnik. Nach dem darauffolgenden Austeilen der Zahnbürsten, der Zahnpasta, sowie der von uns gebastelten Zahnputzbecher mit Namen und Zeichnung für jedes Kind, ging es an das gemeinsame Zähneputzen. Um ihnen dabei ein Gefühl für die obligatorischen 3 Minuten zu geben wurde das Ganze mit „Zahnputz“-Musik unterlegt. Zur Motivation in der Zukunft gab es anschließend die Herausforderung mit auf dem Weg in einer Tabelle gewissenhaft das dreimalige Zähneputzen am Tag abhacken zu lassen. Nach 3 Wochen  lockt hierbei eine Belohnung.
Hoffen wir also, dass der Workshop wenigstens ein bisschen Eindruck hinterlassen hat. Immerhin lässt sich sagen, dass die darauffolgenden Tage immer wieder Kinder angerannt kamen um uns zu zeigen wie wunderschön sauber sie ihre Zähne geputzt hätten und das für den Moment auch wirklich alle Kinder eine Zahnbürste besitzen. (Bei der Aufforderung ihre Zahnbürsten zu holen stellte sich nämlich das ein oder andere Mal heraus, dass einige Kinder einfach willkürlich zu irgendeiner Zahnbürste griffen… wenn sie denn tatsächlich einmal auf die Idee kommen, sich die Zähne zu putzen.)


die Theorie


Selbst erarbeitet!




Fleißig am Werk
Zahnputzbecher & Bürste






Zum Anderen: der Umweltschutz.
Hierbei handelt es sich leider nicht um ein Problem, dass sich nur bei uns im Kinderheim antreffen lässt. Erst sehr langsam entwickelt sich hier ein Gefühl für die Verantwortung die Umgebung sauber zu halten. Im ländlichen und ärmeren Bereich wird das Papier einfach direkt auf den Boden geworfen, die alte Matratze oder Toilette an der nächsten Straßenecke abgeladen und der (Plastik-)Müll auch einfach mal im Innenhof oder auf dem Feld verbrannt. Das Resultat ist in einigen Regionen Chiles eine extrem vermüllte Umgebung. Recyclingprogramme findet man nur selten, aber sie existieren durchaus. Für Konzepte wie Umwelt- und Tierschutz benötigt es ein gewisses Maß an Bildung und Wohlstand, aber gerade Studenten und die jüngeren Generationen hier arbeiten an einem Wandel. Vor einigen Wochen kam eine Gruppe von Studenten aus Santiago und sprach mit den Kindern über die Wichtigkeit des Schutzes der Umwelt, vor kurzem wurde die „die grüne Brigade“ hier im Kinderheim gegründet, die für die Sauberkeit des Geländes zuständig ist und als neueste Maßnahme wurde das „Schilderprojekt“ umgesetzt.

Das Schilderprojekt
„Ich pflege meine Umgebung“
„Ich werfe mein Papier in den Mülleimer“
„Ich behandele alle mit Respekt und Zärtlichkeit!
„Wenn du meine Blätter abreißt, tut mir dies weh“

Solche und ähnliche Sätze lassen sich hier auf dem Gelände des Kinderheims seit Neuestem überall lesen. Zusammen mit den älteren Kindern des Heims bastelten Lena, Helen und ich Schilder mit dem Schwerpunkt Umweltschutz.



Thursday, March 6, 2014

Wenn der Ernst des Lebens wieder anfängt...

Nun sind die 3 Monate Sommerferien also rum. Gestern begann für alle Kinder des Heims wieder die Schule.
In den letzten Tagen und Wochen stand für uns daher sowohl die Einschreibung in die Schulen sowie die Zusammenstellung der Schulutensilien an. Schultaschen mussten beschriftet, Mäppchen gepackt, Hefte beschriftet und in Folien gepackt und Schuluniformen zusammengestellt und verteilt werden. Für 80 Kinder ist dies schon eine organisatorische Meisterleistung.
Nebenher galt es natürlich auch den Abschied den Ferien vorzubereiten. Typisch chilenisch wurden am letzten Freitag „completos“ gemacht. Hierbei handelt es sich um einen Hot Dog mit Tomaten, Avocado, Ketchup und Mayonnaise. Avocado musste bei uns leider wegfallen (zu teuer), der Rest war aber auch akzeptabel. Arbeit genug war es trotzdem. Helen und ich durften zig Tomaten schälen, klein schnippeln, Brötchen schneiden und alles zusammenbasteln. Als Nachtisch und Belohnung für die Mithilfe bei der Beseitigung des nachherigen Choas wurden Süßigkeiten an die Kinder ausgeteilt. Da leider keine Tüten zum Verteilen vorhanden waren, hatten Helen und ich uns es bereits ein paar Tage vorher zur Aufgabe gemacht Tüten aus Pappe zu basteln. Das Ergebnis waren Schultüten für jedes Kind. (Da diese hier nicht bekannt sind, haben Helen und ich uns wohl mehr drüber gefreut als die Kinder selbst, aber die Süßigkeiten sind trotzdem gut angekommen)

Während des letzten Monats der Sommerferien, dem Februar, hatte sich für die Kinder auch eine super Abwechslung vom immer gleichen Tagesablauf im Kinderheim ergeben. Ein Schwimmbad im benachbarten Peñaflor hatte die Kinder eingeladen sich montags und mittwochs nachmittags zu erfrischen und zu vergnügen. Mit jeweils 25 Kindern und ein paar Betreuungspersonen ging es also im Minibus des Heims ins Schwimmbad. Von 2 bis 14/ahren waren alle Altersgruppen vertreten, die natürlich auch alle in verschiedene Schwimmbecken wollten. Bei Abfahrt blieb es also nicht aus das ein oder andere verschwundene Kind suchen zu gehen. Und als hätte man damit nicht schon genug Aufregung gehabt, gab der Minibus dann doch ein paar mal den Geist auf. Ganz spontan chilenisch wurden wir dann also von einem kleinen Lieferwagen eingesammelt. Türen auf, Kinder und Betreuer rein, Türen wieder zu, und hallo Platzangst. Gut, zugegeben, die Kinder fanden es lustig. Bei gefühlten 40 Grad, stockdunkler Umgebung und schreienden Kindern - wir nicht unbedingt. Eine Erfahrung war es trotzdem.
 
Passend zum Schulanfang haben wir zudem weitere deutsche Verstärkung bekommen. Lena ist angekommen. Nachdem wir von 4 Deutschen auf 2 reduziert worden sind, sind wir jetzt wieder zu dritt.