Sunday, September 15, 2013

Der 1. Monat im Hogar – Es kommt Leben ins Haus

Letzte Woche sind endlich die beiden weiteren Freiwilligen eingetroffen. Ursprünglich für Ende September, dann für letzten Montag angekündigt, sind sie dann letzen Mittwoch tatsächlich eingetrudelt. Anni und Helen aus Freiburg bleiben die nächsten 7 Monate hier und werden uns mit den Kindern aushelfen. Da sie für einen Schüleraustausch bereits 3 Monate in Chile waren, klappt auch das Spanisch super.

Letzten Donnerstag durfte ich dann mit Priya das erste Mal zu einer Eltern-Lehrer-Konferenz in der Grundschule „de Lenguaje“ in Penaflor gehen. Definitiv war es sehr interessant auch die Schulen von innen kennenzulernen. Das Treffen an sich war leider weniger erfreulich. Circa 8 Eltern sowie Priya und Ich durften sich eine halbe Stunde lang den ganzen Frust der Direktorin anhören. Die ganze Zeit mussten wir uns anhören wie schlechte Eltern wir denn seien (Priya und mich mal ausgenommen). Dabei bin ich definitiv auf Seiten der Lehrer, wenn es darum geht, dass Kinder wegen eines Schnupfens nicht einfach 2 Wochen nicht zur Schule gehen können, niemals Hausaufgaben haben oder einfach weil die Eltern gerade etwas Besseres zu tun haben nicht zur Schule gehen. Eindrucksvoll war die Rede definitiv. Dabei hat auch der Hogar sein Fett wegbekommen hatte („schön und gut, dass die Kinder Hausaufgaben haben, aber niemand scheint die nachzugucken“). Die Klage der Direktorin ist leider nicht ganz unberechtigt. Zuständig für die Schulhausaufgaben sind nämlich die Tías der Häuser, in denen die Kinder leben. Es kommt leider zu oft vor, dass sie die Aufgaben selber nicht verstehen oder ihnen keine Bedeutung beimessen. Erst diese Woche kam Conni, eines der Kinder mit denen ich täglich arbeite, mit ihren Schulaufgaben zu mir. Eigentlich sollte dies nicht passieren, da diese in den Häusern zu erledigen sind und wir zusätzliche Aufgaben haben, die wir mit ihnen in der Bibliothek erledigen. Gelegentlich kommt es dann aber doch mal vor. Sie erzählte mir also, dass die Hausaufgaben noch heute zu erledigen sein, da sie nachmittags Schule habe. Anstatt der einen Stunde, die ich normalerweise mit ihr arbeite, saßen wir also fast 3 Stunden zusammen an den Hausaufgaben. Die hatte sie nämlich schon vor 4-5 Tagen aufbekommen und entsprechend viel war es. Der Kommentar ihrer Tía dazu war einfach: „Mach dir keinen Stress. Ich schreibe ihr eine Nachricht, dass sie keine Zeit für die Hausaufgaben hatte.“ Eine recht einfache Lösung, wenn man bedenkt, dass es ihre Aufgabe ist darauf zu achten, dass die Kinder Hausaufgaben machen und lernen, dass dies auch wichtig ist. Wenn schon die Eltern oder in diesem Fall die Tías den Kinder erzählen, dass sie ruhig ohne Hausaufgaben zur Schule gehen können, nur weil sie keine Lust haben sich drum zu kümmern ist fehlende Arbeitsmoral wohl keine Überraschung. Das traurige daran ist, dass Conni total gerne lernt. Jeden Tag freut sie sich, wenn sie in die Bibliothek kommen darf um Aufgaben zu machen. Nach dem Vorfall habe ich das Thema bei Tía Sole, meiner Chefin, zur Sprache gebracht, da es mich einfach fürchterlich aufgeregt hat. Sie war absolut meiner Meinung und hat nochmal mit der Tía gesprochen, dass sich diese Haltung ändern muss. Hoffentlich hilft es war. 

Nachdem also Donnerstag unser Kreativworkshop aufgrund des Treffens in der Schule ausfallen musste, fand er Freitag dann aber statt. Mit der jüngeren Gruppe haben wir einen Turmbau-Wettbewerb gemacht. Aus Müsli- und Kekspappschachteln, Eisstielen und Papier sollte der höchste Turm gebaut werden. Für die Gruppe mit dem höchsten Turm hatten wir einige Belohungssüßigkeiten bereit gehalten. Am Ende des Wettbewerbs stand allerdings irgendwie nur noch ein Turm. Unsere Mädchengruppe hielt leider wenig von Zusammenarbeit und fand es immer wieder deutlich lustiger ihre Versuche zu zerstören.
Naja, Süßigkeiten gab es dann natürlich doch für alle. Wir sind ja nicht so :D







Nach dem Workshop, den wir dieses Mal auf 15 Uhr vorverlegt hatten, gab es eine kleine Überraschungsabschiedsparty für Priya in der Bibliothek. Bei Tee, Kaffee, Chips und Keksen durfte Priya Tío Seba, Tía Patti, Anni, Helen und mir von ihren Erfahrungen im Hogar erzählen. (Obwohl sie während ihrer drei Monate hier viel gelernt hat, vor allem auch über sich selber, war sie definitiv froh, gehen zu können. Abgesehen davon, dass sie während der Zeit hier mehr krank als gesund war, musste sie feststellen, dass sie nicht die nötige Geduld für die Arbeit mit den unruhigen Kindern hat.) 

Danach ging es für mich zusammen mit Tía Vera zum Einkaufen nach Penaflor. Die offizielle Abschiedsparty für Priya mit den Tías musste schließlich vorbereitet werden. Gar keine so leichte Aufgabe! Schließlich musste Priya mit ihrem empfindlichen Magen das Essen auch essen können. Dabei muss man wissen, dass sie sich die letzten 2 Wochen hauptsächlich von gekochten Äpfeln ernährt hat. Anstatt also typisch (frittierte!) Empanadas oder Sopaipillas zu machen, gab es Hähnchenbrust, Kartoffeln und Tomate. Vorher Bier mit Kondensmilch (gewöhnungsbedürftig aus meiner Sicht).  Da die Feiern hier immer erst um 22 Uhr anfangen, gab es das Abendessen erst gegen 24 Uhr.

Bier mit Kondensmilch - Prost!

vorne: Helen, Anni, Tía Sole, Priya und Tía Fernanda

hinten: Tía Carmen, Tía Vera und Tía Julia


Am Samstagabend gab es dann die dritte Abschiedsparty für Priya - diesmal mit einem ihrer Freunde und uns vier Freiwilligen. Um 18 Uhr sind Priya und ich also nach Santiago gefahren um noch einige Dinge zu erledigen und durch die Mall zu schlendern (Priya musste unter anderem noch Geld wechseln, da sie die nächsten 3 Wochen durch Peru, Argentinien und Brasilien reisen wird bevor sie dann in die USA zurückfliegt). Danach haben wir uns dann einen frischen Mango-  bzw Chirimoya-Saft  gegönnt. (Chirimoya = Rahm- oder Zuckerapfel). Sehr lecker! Weiter ging es in den Patio Bellavista zum Abendessen und später zum Salsa Tanzen. Wir hatten sogar unseren persönlichen Tanzlehrer dabei, da Freddie abgesehen von seinem Jura-Studium, seinen Auftritten als Sänger & Tänzer, seiner Arbeit als Verkäufer in einem Elektronikshop, auch noch als Tanz- und Sportlehrer in einem Fitnessstudio arbeitet.

Sonntag habe ich mich nach einem stressigen Morgen mit Lea in Santiago getroffen. Stressig, weil uns leider nicht bewusst war, dass von Samstag auf Sonntag hier in Chile die Uhren umgestellt wurden. Sommerzeit! Ohne Zeitung, ohne Fernsehen am Wochenende, ohne Hinweis von irgendwem und ohne Handy, das sich automatisch umstellt haben wir es also erst festgestellt als Tía Vera mittags zum Verabschieden von Priya hereingeschneit kam. Anstatt 12 Uhr, war es also schon 13 Uhr. Kein Problem, wenn ich mich nicht um 14 Uhr mit Lea  in Santiago hätte treffen sollen und natürlich noch in Malloco saß. Naja, Lea hat es mir verziehen :D Und immerhin war es noch früh genug für Priya, die am gleichen Tag ihren Bus Richtung Süden Chiles nehmen musste.
Nachdem ich also mit etwas Verspätung in Santiago eingetroffen war, haben Lea und ich den Cerro San Cristóbal erklommen. Okay, ich gebe es zu. Wir haben den Aufzug genommen :D Der Berg ist mit 280m Höhe der zweithöchste Punkt Santiagos und schön als Park gestaltet. Auf der Spitze steht eine Statue der Jungfrau Maria. Lediglich den Berg runter sind wir gelaufen. Dies wurde uns aufgrund des Smogs auch empfohlen.
Die Aussicht vom Berg war auf jeden Fall traumhaft. Und das Wetter war zudem klasse. Das erste Wochenende mit Sommerwetter!

Lea
Ich



die Marien - Statue





Dienstagnachmittag bekamen wir mal wieder Besuch von einer Schule aus der Umgebung. Regelmäßig kommen einige Klassen vorbei und machen besondere Aktivitäten oder Spielen einfach nur mit den Kindern. 2 Stunden, die ich super zum Vorbereiten der Englischklasse nutzen konnte. Ein Poster und Handouts mit den Körperteilen mussten vorbereitet werden. Damit das Ganze auch Spaß macht haben wir den Kindern diesmal das Lied „Head, shoulders, knees and toes“ beigebracht. Ein paar lustige Fotos sind auf jeden Fall entstanden.
Danach hat Tía Sole mich dann spontan gefragt, ob ich bereit wäre, 2-3 Mal die Woche in der Mittagspause Englischunterricht für die Tías zu machen. Dabei soll es aber eher um nützliche Dialoge und Alltagsgespräche gehen. Ende September oder Anfang Oktober werden also vermutlich mit den Englischstunden anfangen. Mal gucken, ob mir etwas Gutes einfällt…

Helen am Singen
Anni am Singen
Ich natürlich auch



Mittwoch, den 11. September (Tag an dem Präsident Allende gestürzt wurde & die Diktatur unter Pinochet vor 40 Jahren begann) war im Allgemeinen ein ganz normaler Arbeitstag, den wir dann aber schon um 17 Uhr beendet haben. Sämtliche Angestellten, die in Santiago leben, mussten nämlich die letzten Busse nach Santiago bekommen. Wie bereits im vorherigen Artikel geschrieben, wurde mit Ausschreitungen gerechnet. Daher fuhren die letzten Buse, anstatt wie normalerweise bis 24 Uhr, lediglich bis 18 Uhr, die Metro wurde angehalten und Geschäfte frühzeitig geschlossen. In Santiago wurde zudem der Strom abgestellt. Wir wurden zwar auch gewarnt, dass es sein könnte, dass auch Malloco ruhig gestellt würde, aber anscheinend hatten wir Glück. Wir hatten Strom und haben, abgesehen von Polizeisirnenen, eigentlich nichts mitbekommen. In Santiago hingegen sind einige Demonstrationen ausgeartet, Läden wurden verwüstet, Objekte angezündet, Schüsse abgefeuert und die Polizei musste mit Tränengas eingreifen. Ziemlich traurig.

Donnerstag und Freitag konzentrierte sich unsere Arbeit dann auf die Vorbereitung des Nationalfeiertag, der am 18.09, sprich nächste Woche Mittwoch stattfinden wird. Daher muss selbstverständlich der ganze Hogar in den Farben Chiles geschmückt werden - rot, blau und weiß. Details gibt es dann nächste Woche.

Ciao ciao!


Wednesday, September 11, 2013

11. September - als vor 40 Jahren das Militaer putschte...

Genau 40 Jahre sind heute auf den Tag genau vergangen. Am 11. September 1973  putschte das chilenische Militär gegen Praesident Allende. Es begann die Diktatur Pinochets, in der Tausende Regimegegner ermordet wurden.

Seit Tagen ist es das Thema Nummer 1. Ob Dokumentationen, Diskussionen oder Zeitzeugen-Berichte die Vergangenheit ist momentan allgegenwaertig. Sogar den Wahlkampf fuer die Praesidentschaftswahlen am 17. November beeinflusst die Geschichte. Gegenueber stehen sich als Favoritinnen naemlich  Michelle Bachelet und Evelyn Matthei, deren Vaeter befreundete Luftwaffengeneraele waren. Nach dem Putsch wurde Bachelets Vater gefoltert und verschleppt. Der Vater von Evelyn Matthei hingegen unterstützte Pinochet.

Chile ist auch heute noch tief gespalten wenn es um Pinochet und Allende geht. Als Lea, Lina und ich beispielsweise das Museum der Menschenrechte in Santiago besuchten, das sich mit dem Thema des Militaerputsches beschaeftigt, rief dies sehr unterschiedliche Reaktionen hervor. Waehrend einige Personen sich deutlich dafuer aussprachen und es als positiv betrachten, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen,  kritisierten andere die Einseitigkeit der Darstellung, und wiederum anderen durften wir gar nicht erst davon erzaehlen. Fuer den heutigen Tag werden deswegen einige Unruhen erwartet. Einige groessere Staedte haben ihre Metros fuer den ganzen Tag angehalten und Universitaeten sind geschlossen, weil sie es nicht verantworten wollen, dass ihre Studenten ihre Haeuser verlassen. 
Ein interessanter Beitrag der Tagesschau:
(zu finden unter http://www.tagesschau.de/ausland/chile570.html )
"Es ist der 11. September 1973. Chiles Präsident Salvador Allende sitzt in seinem Präsidentenpalast „La Moneda“ in Santiago - und verschanzt sich. Das Militär hat gegen Allendes Regierung geputscht. Während sein Palast von Flugzeugen bombardiert wird, wendet sich der Präsident in einer Radioansprache an sein Volk. Niemals werde er abtreten, den Putschisten das Feld überlassen, sagt er.
Stunden später ist Allende tot. Der Sozialist begeht im Präsidentenpalast Selbstmord, kommt damit wohl seiner Erschießung durch die Schergen der Militärjunta zuvor. 17 Jahre steht General Augusto Pinochet danach an der Spitze einer blutigen chilenischen Diktatur. Fast während der gesamten Zeit gilt der Ausnahmezustand.
Militärputsch in Chile 1973
galerie

Die Junta tötete mehr als 3000 Menschen

Pinochet regiert Chile mit harter Hand: Regimegegner werden entführt, gefoltert. Viele sind bis heute verschwunden. Die Militärjunta ermordet mehr als 3000 Menschen.
40 Jahre sind seit dem Militärputsch inzwischen vergangen: Die Geister der Diktatur sind längst noch nicht verschwunden. Die alten Eliten sind in vielen Fällen noch immer in wichtigen Positionen, etwa im Senat. Kritiker beklagen ein ökonomisches und gesellschaftliches Modell aus der Diktaturzeit, das auf die Ausgrenzung breiter Bevölkerungsgruppen setze.
Seit zwei Jahren demonstrieren chilenische Studenten gegen das Bildungssystem im Land. Junge Leute wie Alejandro Leal protestieren gegen ein System, das von Diktator Pinochet eingeführt wurde und das seither Bestand hat. "40 Jahre nach dem Putsch wollen wir nun das System stürzen", sagt Leal. "Pinochet hat dieses Bildungssystem eingeführt, wir werden es abschaffen."


Von einer nationalen Versöhnung ist Chile weit entfernt. Zum Jahrestag des Umsturzes, knapp zwei Monate vor der Präsidentschaftswahl, zeigt sich dies deutlich. Auch an den beiden Kandidatinnen Michelle Bachelet und Evelyn Matthei. Ihre Väter waren befreundete Luftwaffengeneräle. Bachelets Vater widersetzte sich dem Putsch, wurde gefoltert und verschleppt. Der Vater von Evelyn Matthei hingegen war Mitglied der Militärjunta, unterstützte Pinochet.
40 Jahre danach konkurrieren beide Töchter um das Präsidentenamt. Evelyn Matthei lehnt es ab, sich für ihren Vater zu entschuldigen. Michelle Bachelet thematisiert den Putsch im Wahlkampf: "Der Mangel an Erinnerung und die Verweigerung zurückzublicken lassen keine Wunden verheilen. Ein Land, das seine Vergangenheit verleugnet und alles unter den Teppich kehrt, riskiert, immer wieder über die eigenen Fehler zu stolpern."

Nach vorne blicken - oder zurück

Staatspräsident Sebastian Piñera appellierte im Vorfeld des Jahrestags an den Versöhnungswillen der Menschen im Land und rief auf, gemeinsam nach vorne zu blicken. "Die Vergangenheit ist bereits geschrieben. Wir können an sie erinnern, über sie diskutieren, aber wir können sie nicht ändern. Wir dürfen nicht Gefangene dieser Vergangenheit bleiben. Denn wenn die Gegenwart in der Vergangenheit verankert bleibt, ist die Zukunft die Verliererin."

40 Jahre nach dem Militärputsch ist Chile immer noch zutiefst gespalten. Die einen wollen die Vergangenheit hinter sich lassen, keine alten Wunden aufreißen. Andere wiederum suchen Wahrheit und Gerechtigkeit, damit die alten Wunden vernarben können."

Bei Interesse findet man hier noch weitere Informationen zum Thema:





Monday, September 9, 2013

Paseo por Malloco - Spaziergang durch Malloco

 Ein paar Eindruecke...

die "Hauptstrasse" - viele kleine, private Geschaefte (sei es Obst, Gemuese, Brot, Lebensmittel, oder was man so zum Leben braucht, man findet eigentlich alles)




Plaza de Malloco 


der Supermarkt

Friday, August 30, 2013

Die Arbeit ruft!

...und es kommt der Fruehling!
Letzte Woche Montag ging es also richtig los. Der neue Wochenplan, der mich fest mit einplant, wurde aufgestellt. Für 10 Kinder bin ich zuständig, mit denen ich teils täglich und teils wöchentlich arbeite. Daher hieß es am Montag erst einmal Vorbereiten. Die Arbeitshefte der Kinder mussten zusammengestellt werden. Dazu  gibt es hilfreicher Weise fertige Ordner, die auf bestimmte Lernstufen, Altersgruppen und Unterrichtsinhalte abgestimmt sind. Die unterschiedlichen Inhalte müssen somit nur kopiert und in die Arbeitshefte eingeklebt werden. Dies ist allerdings deutlich mehr Arbeit, als es scheint!

Mein Arbeitsplatz ist die Bibliothek. 2 große Tische bieten die Möglichkeit mit den Kindern zu arbeiten. Des Weiteren gibt es 9 Computer, von denen allerdings nur die Hälfte funktioniert. Hier haben die Kinder einmal die Woche „Computación“, sprich Computerunterricht. Dabei geht es allerdings eher um das spielerische Kennenlernen eines Computers. Zusätzlich gibt es noch einen Spielraum in der Bibliothek. Hier können sich die Kinder dann kurz mal austoben, wenn sie ihre Aufgaben erledigt haben.

Mein Arbeitstag beginnt um 9 Uhr. Vormittags, das heißt, bis 12 Uhr arbeite ich jeden Tag mit einem anderen Kind. Mit kleineren Pausen versteht sich! Abgedeckt wird Mathematik, die Buchstaben, Leseverstehen, Diktate und Ähnliches. Von den 5  Vormittagskindern, die im Alter von 4 bis 10 sind, sind 4 Geschwister. Als sie in den Hogar kamen, konnten sie weder lesen, noch schreiben. Entsprechend schwer ist ihnen die Eingewöhnung gefallen.
Von 15-18 Uhr habe ich dann stündlich unterschiedliche Kinder, mit denen ich allerdings täglich arbeite. Meistens mit zwei Kindern gleichzeitig.
Sämtliche Kinder, mit denen in der Bibliothek gearbeitet wird, haben Lernschwierigkeiten. Je nach Tageskondition der Kinder kann ich Arbeit daher sehr mühselig sein. Die Mehrheit von ihnen ist sehr unruhig und lässt sich leicht ablenken, aber die Arbeit macht Spaß.
Auch wenn ich jeden Abend am liebsten schon um 18 Uhr direkt ins Bett gehen würde, weil ich total müde und fertig bin.


Die Workshops
Zudem sind Priya und ich auch für die Ausgestaltung unterschiedlicher Workshops zuständig. Dienstags machen wir mit 6  Kindern einen Englischkurs. Da wir die erste Woche zur Vorbereitung brauchten, fand der Kurs diese Woche das erste Mal statt. Angefangen haben wir mit den Zahlen, Farben, Früchten und grundlegenden Sätzen wie „Wie geht es dir“ und „ich heiße“. Obwohl die Kinder alle 10-12 Jahre alt sind, sind ihre Englischkenntnisse sehr beschränkt. Vor allem hinsichtlich der Aussprache bestehen eigentlich keine Vorkenntnisse.

Donnerstags steht der Kreativ Workshop für die 7-8 Jährigen an, freitags der für die 5-6 Jährigen. Bei den Inhalten wird uns freie Hand gelassen, vorausgesetzt die Kinder lernen etwas und die Gestaltung ist nicht zu teuer. Momentan sind wir fleißig dabei Ideen zu sammeln. Ganz oben auf der Liste steht dabei Backen, etwas Gesundes kochen, Teamwork-Aufgaben wie aus Papier und Strohhalmen den höchsten Turm bauen, aus Salzteig Figuren formen und anmalen uvm. Letzte Woche haben wir mit einem Obstsalat angefangen. Das Ganze hat auch wirklich gut geklappt. Wir haben nur leider vergessen Fotos zu machen.
Da Priya diese Woche krank ist und Tía Sole die Horde Kinder nicht auf mich alleine loslassen wollten, fielen die beiden Workshops diese Woche leider aus.
Allerdings habe ich gestern erfahren, dass die beiden für Ende September angekündigten Freiwilligen aus Deutschland bereits Montag ankommen werden. Von daher werden wir für nächste Woche deutlich mehr Unterstützer haben und ich werde, wenn Priya Ende nächster Woche den Hogar verlässt, nicht alleine zurückbleiben. Gute Nachrichten also! Mal abgesehen davon, dass ich jetzt jede freie Minute ins Putzen und Spinnenverscheuchen investiere, damit das Haus deutlich besser aussieht als bei meiner Ankunft.


Was sonst so los ist...
Ansonsten habe ich mir letzte Woche Dienstag meinen chilenischen Personalausweis beim Registro Civil in Santiago abgeholt. Mittwoch bin ich dann abends mit Priya und einem ihrer Freunde in Malloco ein Bier trinken gegangen - in der einzigen Bar Mallocos, die um 10 Uhr auch noch komplett leer war, da dies eigentlich eher die normale Abendbrotzeit ist. Die Geburtstagsparty für Tía Carmen fing daher auch erst gegen 11 Uhr am gleichen Abend an. Um 1 Uhr mussten Priya und ich uns dann allerdings verabschieden, weil wir beide nicht mehr wussten wie wir uns noch wachhalten sollten. 
Tía Julia, ganz viele Sopaipillas und ich


Diese Woche habe ich dann gelernt Sopaipillas zu machen (frittierte Fladen mit Kürbis, die es hier eigentlich an jeder Straßenecke zu kaufen gibt). Tía Julia, bei der ich diese Woche gegessen habe, kocht nämlich sehr gerne und hat es sich zur Aufgabe gemacht mir sämtliche traditionellen chilenischen Gerichte beizubringen. Die Sopaipillas können dabei auf 2 unterschiedliche Arten gegessen werden – seco/trocken und pasado/durchgezogen. Die Sopaipillas die es auf der Straße zu kaufen gibt sind seco und werden oftmals mit Pebre (Tomaten-Zwiebel-Salat) gegessen. Die Sopaipillas pasadas sind süß und in Chancaca (einem süßen Irgendwas) aufgeweicht. Wir haben natürlich beide Arten ausprobiert. Fotos folgen ;-)


Als nächstes nehmen wir dann vermutlich Empanadas in Angriff.
die Hauptzutaten: Mehl, Zapallo (Kuerbis) und Chancaca


Tía Julia bei der Arbeit






ganz viel Fett...

Sopaipillas Pasadas in Chancaca
die Fertigen
















Des Weiteren hatten wir diese Woche die Ehrung der besten Schüler hier im Hogar, die ich aber größtenteils verpasst habe, weil ich ein Kind zu einer Therapiestunde in Penaflor begleitet habe. Dies war sehr entspannend, weil wir mit dem Bus des Hogars nach Penaflor gefahren wurden, ich lediglich warten musste bis die Stunde um ist und dann mit dem Kind per Colectivo (ein Taxi, das auf festen Routen fährt und daher deutlich günstiger als normale Taxis ist) zurück zum Hogar fahren musste.

Heute gab es übrigens mal wieder einen Temblor, ein Mini-Erdbeben. Bereits das dritte seitdem ich hier bin, aber das erste was ich nicht verschlafen habe, weil es mich nämlich geweckt hat. Komisches Gefühl wenn plötzlich die Erde wackelt. Allerdings bin ich mal gespannt wie es sich anfühlt wenn ich tatsächlich wach und voll bei Sinnen bin :D

So viel erst einmal heute!
Fotos kommen demnächst…

Cuídense – Passt auf euch auf

(Hört man eigentlich bei jeder Verabschiedung)

Monday, August 19, 2013

Hogar Koinomadelfia


Und schon ist die erste Woche im Hogar/Kinderheim rum! Und ich hab es natürlich nicht geschafft, wie eigentlich fest vorgenommen, direkt am Wochenende wieder zu berichten.


Wie dem auch sei. Letztes Wochenende ging meine Zeit bei meiner Gastfamilie in Santiago zu Ende. Zumindest vorerst, da sie mich herzlich eingeladen haben sie an den Wochenenden zu besuchen. Zum Abschluss hatten sie beschlossen mit mir in ein etwas entfernt gelegeneres Dorf namens „Pomaire“ zu fahren. Aufgrund großer Tonvorkommen in der Gegend ist das Dorf für sein Töpferhandwerk bekannt. Von Vasen und Geschirr bis hin zu Deko und Glücksbringern – alles nur Erdenkliche lässt sich hier kaufen. Das hat auch direkt meine Gastfamilie genutzt und mir ein kleines Andenken gekauft.
Der Glücksbringer, der einen Keramiktopf mit Lebensmitteln wie Reis oder Mais darstellt, soll dafür sorgen, dass man immer genug Geld hat...



2 Kilo Empanada
Abgesehen von der Töpferware ist Pomaire außerdem für seine RIESEN Empanadas bekannt. Empanadas sind traditionell chilenische Teigtaschen, die zumeist mit Fleisch gefüllt im Ofen gebacken oder im Falle von Käse als Füllung frittiert werden, die aber auch mit sämtlichen anderen Füllung erstanden werden können. Im Normalfall sind sie etwas größer als ein Brötchen. In Pomaire werden allerdings 0,5 Kilo Empanadas verkauft oder wie in diesem Falle 2 Kilo.

Saturday, August 10, 2013

Die ersten Tage...


Die erste Woche ist rum und ich habe schon so einiges erlebt!
Samstag um 7 Uhr waren 26 Stunden Flugzeit endlich vorbei (obwohl sie zu dritt eigentlich doch recht gut auszuhalten waren). Mit von der Partie hier in Santiago de Chile sind nämlich noch Lea und Lina, die ebenfalls das nächste Jahr in Chile einen Freiwilligendienst absolvieren werden. Lea wird in Santiago selbst bleiben und  in der Fundación Coanil arbeiten, einem Projekt für behinderte Jugendliche, während es für Lina in ein Projekt im Süden Chiles geht, das Jugendliche Mütter und ihre Kinder in Temuco unterstützt.

Nach 26 Stunden Flug gab es dann natürlich auch direkt die ersten kleineren Probleme. Während des Zwischenstopps in New York sollten die Koffer geholt und neu eincheckt werden. Einziges Problem: mein Rucksack fehlte bereits jetzt. Trotz überzeugtem Zusicherns des amerikanischen Flughafenpersonals, dass der Rucksack dann direkt nach Santiago käme, war dieser auch nach Ankunft in Santiago natürlich nicht auffindbar.

Mit immerhin einem Koffer ging es also zur Gastfamilie in den Stadtteil Maipú in Santiago de Chile, welcher ein bisschen außerhalb liegt (circa 15km südwestlich vom Zentrum). Begrüßt wurde ich durch Guzmarie (meine Gastmutter), Waldo (meinen Gastvater) und Rebeca, Spitzname Bequi (meine Gastschwester).Das Frühstück bestand aus Pan (Baguette) mit Dulce de leche (einer süßen Creme, irgendwie karamelartig) und natürlich aus Kaffee und Tee (ganz wichtiger Bestandteil eigentlich sämtlicher Mahlzeiten und auch sonst immer, da es bei 15 Grad oder weniger Raumtemperatur extrem wärmt).

Im Laufe des Tages lernte ich weitere Familienmitglieder kennen. Rodrigo und Mauricio, Neffen bzw Cousins der Familie, die über das Wochenende bzw. die Ferien zu Besuch hier in Santiago sind. Zum Mittagessen kamen außerdem Lizmara, die älteste Tochter, sowie ihr Lebensgefährte vorbei. Abends ab 10 Uhr gab es dann ein asado (Grillfest) und ich musste natürlich Piscola (Pisco - Traubenschnaps und Nationalgetränk Chiles -  mit Cola) probieren.
Sonntag ging es zum Mittagessen zur Verwandtschaft aufs Land, d.h. ein bisschen außerhalb von Santiago und in die Nähe von Malloco, dem Ort wo ich leben werde. Auch hier wurde wieder gegrillt, Orangen vom Baum gegessen und ich durfte allerlei traditionell chilenischen Speisen probieren.


El Cerro Santa Lucía
Montag bis Freitag fand nun die wirkliche Vorbereitung mit Spanischunterricht, Lektionen über Kultur, Geografie und Gesellschaft sowie Kennenlernens von Santiago statt. Von meiner Gastfamilie bis zum Büro hieß es also jeden Morgen und Abend circa 45 Minuten Metro fahren (wobei die Metro wirklich sehr, sehr gut ist. Absolut gut organisiert und super sauber!) Nachmittags konnten wir also zu dritt Orte wie den „Cerro de Santa Lucía“ erforschen, einen Hügel mitten in der Stadt, schön als Park gestaltet, auf dem die Stadt Santiago von Pedro de Valdívia gegründet wurde. Außerdem besuchten wir natürlich den Platz „Plaza de Armas“, das Herz und die Seele Santiagos, der von historischen Gebäuden wie der Kathedrale, der Poststelle und Museen eingerahmt wird. Interessant war zudem der Markt „Vega central“,  auf dem es allerlei Früchte, Gemüsesorten und chilenische Gerichte zu kaufen gibt.

El Cerro Santa Lucía


Blick auf Santiago vom Cerro Santa Lucía


La Plaza de Armas
Vega Central







































Ein weiteres Highlight war zudem der Mittwochabend. Nachdem wir bei der ältesten Tochter, die mitten im Stadtzentrum wohnt, zu Abend gegessen hatten, ging es in eine Karaoke Bar. Grund war eine Cousine, die an einem Gesangswettbewerb teilnahm und natürlich angefeuert werden musste. Sehr lustig!

Ansonsten verstehe ich mich super mit meiner Gastfamilie und Santiago ist wirklich interessant. Viel Smog, aber wenn es mal einen Tag gibt an dem man die Berge im Hintergrund sieht, wunderschön!

Montag geht es ins Projekt nach Malloco. Dort werde ich kein Internet haben.
Also bis demnächst aus dem Internetcafé.


Muchos saludos!